Gather, J.; Nyhuis, P.; Juckel, G.: Wie kann eine »offene Psychiatrie« gelingen? – Einzelartikel aus R&P 2/2017
Konzeptionelle Überlegungen zur Türöffnung in der Akutpsychiatrie
Prinzipien einer offenen Psychiatrie sind mittlerweile Bestandteil rechtlicher Regelungen zur Unterbringung akut eigen- oder fremdgefährdender Patienten. Für psychiatrische Akutkliniken stellt sich die Frage, wie eine weitgehende Öffnung von Stationstüren in der Praxis umgesetzt werden kann.
In unserem konzeptionellen Beitrag diskutieren wir Grundsätze einer offenen Psychiatrie, die die Öffnung vormals geschlossener Türen in hohem Maße begünstigen: 1. Weiterentwicklung von therapeutischer Haltung und therapeutischem Milieu, 2. Verteilung akut kranker Patienten sowie 3. Ermöglichung von Beziehungskontinuität. Im Anschluss gehen wir auf spezifische klinische Herausforderungen ein: 1. Umgang mit akut gefährdenden Patienten mit hohem Entweichungsdrang und 2. gleichzeitige Behandlung akut und schwer kranker Patienten mit leichter kranken Patienten auf einer Station.
Anhand unserer konzeptionellen Überlegungen und der in den letzten Jahrzehnten gemachten Erfahrungen an den psy- chiatrischen Kliniken in Herne und in Bochum argumentieren wir abschließend, dass eine offene Psychiatrie gelingen und zur Reduktion von Zwang in der Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen beitragen kann.