Natta, W.; Molino, G.; Peloso, P.; Ferrannini, L.; Ghio, L.: Die Betreuung psychisch kranker Täter in Italien: von forensischen Krankenhäusern zur ambulanten Betreuung – Einzelartikel aus R&P 4/2016
Die Studie wurde im Zeitraum 2011 – 2012 durchgeführt, als der Prozess der Schließung der forensischen Krankenhäuser schon in Gang war. Ziel der Studie war es, eine präzisere Charakterisierung der Population psychisch kranker Straftäter durchzuführen. Die Patientenpopulation bestand aus der Gesamtheit der Patienten der Departments für psychische Gesundheit (DSM), die eine seit August 2011 geltende gerichtliche Anordnung erhalten hatten (Unterbringung, ambulante oder stationäre Behandlung). Als Variablen wurden identifiziert: Straftat und Strafe, psychiatrische Diagnose, Therapie, Krankheitsschwere, Arbeitsaufwand für die DSM. Psychisch kranke Rechtsbrecher betragen 1 – 2 % aller DSM- Patienten, und 70 % von diesen sind nicht inhaftiert. Die häufigeren Diagnosen sind Schizophrenie und durch psychotrope Substanzen bedingte Störungen. Benzodiazepine werden zu häufig verschrieben, Psychotherapie wird dagegen zu wenig angeboten. Der Arbeitsaufwand für die DSM liegt im Durchschnitt bei 32,7 Gesprächen pro Patient pro Jahr. Auf die Arbeitslast wirken sich vor allem ambulante Patienten mit Persönlichkeitsstörungen aus, sodass eine Verstärkung der ambulanten Betreuung erfor- derlich wäre. Einige Schwierigkeiten im Prozess der Schließung der forensischen Krankenhäuser können anhand der Ergebnissen dieser Studie interpretiert werden.