Müller, P.; Becker, A.; Stolpmann, G.: Vergleich externer und interner Prognose-Gutachten im Maßregelvollzug Sachsen-Anhalts – Einzelartikel aus R&P 4/2006

Im Maßregelvollzug findet sich seit Jahren ein kontinuierlicher Belegungsanstieg. Zu prüfen ist, in welchem Umfang unterschiedliche Sichtweisen verschiedener Gutachter zur Entlassungsprognose Einfluss nehmen. In Sachsen-Anhalt bestehen günstige Untersuchungsmöglichkeiten zu dieser Frage durch die Pflicht zu externer Begutachtung alle vier Jahre durch von der Maßregel-Einrichtung unabhängige Gutachter. Deshalb wurden dort bei einer Stichprobe von 100 Patienten externe Prognosebeurteilung und Entlassungsempfehlung mit der internen Einschätzung und Empfehlung verglichen. Für 70 Patienten empfahlen die aktuellen externen Gutachter die Fortdauer der Maßregel, für 30 die Entlassung oder deren zügige Vorbereitung. Die internen Empfehlungen sprachen sich demgegenüber häufiger für die Fortdauer der Unterbringung und nur selten für die Entlassung oder deren Vorbereitung aus, hier dominiert offenbar mehr Sicherungsorientierung als extern. Die Unterbringungsdauer ist oft sehr lang und bei den Patienten mit § 21 StGB durchschnittlich bisher schon doppelt so lang wie die Parallelstrafe. Weiter wurden Einflüsse auf die Entlassungsempfehlung korrelationsstatistisch geprüft. Eine allgemeine externe Begutachtungspflicht in kürzeren Zeitabständen könnte den Diskurs über effektive und realistische Therapiepläne fördern und den weiteren Anstieg im MRV moderat begrenzen. ...