Hilgers, M.: Supervision im Maßregelvollzug – Ein Erfahrungsbericht – Einzelartikel aus R&P 1/2007

Befindlichkeiten der Mitarbeiter forensischer Einrichtungen, professionelle Gegenübertragungen wie auch sehr private emotionale Reaktionen finden bisher in der wachsenden wissenschaftlichen Begleitung des bundesdeutschen Maßregelvollzugs kaum Beachtung. Doch gerade die professionelle Haltung gegenüber antisozialen Persönlichkeiten ist für den Behandlungserfolg von großer Bedeutung. Der Autor, Supervisor einer großen forensischen Maßregelvollzugseinrichtung, berichtet über seine Erfahrungen hinsichtlich eigener Gegenübertragungen und jener der Mitarbeiter. Der Verlauf einer mehr als fünfzehn Jahre dauernden Supervision mit seinen Veränderungen in fachlicher Hinsicht wie auch im Hinblick auf sich verändernde Rahmenbedingungen wird geschildert. Von Heilserwartungen zu nüchternen Einschätzungen der Legal- wie Krankheitsprognosen der Patienten, den Heilserwartungen der Behandler wie ihren zynischen Abwehrmechanismen reicht die Spanne der persönlichen Gegenübertragungen. Supervision hat jedoch in jedem Fall die Intimsphäre der Mitarbeiter zu schützen, statt sie den Blicken aller preiszugeben. Niemals darf Fallsupervision in Selbsterfahrung übergehen. Ausführlich wird auf typische Alltagskomplikationen, wie wechselseitige Schuldzuschreibungen als Ohnmachtskompensation, eingegangen. Der Autor behandelt Fragen nach persönlicher Verantwortung bei Fehleinschätzungen der Legalprognose und die damit verbundenen persönlichen Belastungen. Die Auswirkungen zunehmender Mittelkürzungen und Personaleinsparungen und deren Auswirkungen auf das Arbeits- und Therapieklima werden gewürdigt. ...