Jaschke, H.; Jaschke, P.: Analyse der Unterbringungsdauer im Maßregelvollzug gemäß § 63 StGB im Zeitverlauf – Einzelartikel aus R&P 3/2017

Der vorliegende Artikel ist eine methodische Erwiderung und eine inhaltliche Ergänzung der von Traub und Schalast vorgelegten Langfristanalyse zur Entwicklung der Unterbringungsdauern im MRV nach § 63 StGB. Es wird dargelegt, dass die epidemiologische Verweildauer als Schätzgröße für die Unterbringungsdauer, wie sie Traub und Schalast anwenden, nur dann zu brauchbaren Ergebnissen führt, wenn sie als eine Durchschnittsgröße für einen Zeitraum von mehreren Jahren berechnet wird. Die Interpretation einzelner Jahreswerte auf Länderebene ist durch die Philosophie der Schätzmethode nicht gedeckt. Bei Umsetzung des Zeitraumbezugs werden die von Traub und Schalast ausgewiesenen Extremwerte einzelner Länder in einzelnen Jahren (z. B. für NRW und Schleswig-Holstein) deutlich abgemildert. Auf Basis der Daten des Kerndatensatz Maßregelvollzug für den Zeitraum 2010 bis 2015, weisen wir nach, dass die Angaben der Kliniken und Träger zu Unterbringungsdauern und Aufnahmen in den MRV durchaus plausibel sind und es deshalb der Anwendung eines Schätzverfahrens (zumindest ab 2010) nicht bedarf. Wir nutzen die Daten des Kerndatensatzes, um die Streuung bzw. Verteilung der Unterbringungsdauern am Stichtag 31.12. (2010 bis 2015) zu beschreiben. Dabei wird deutlich, dass der Patientenanteil mit (sehr) hoher Unterbringungsdauer (>= 10 Jahre) in den Kerndatensatzländern insgesamt von 26,2 % (2010) auf 32,3 % (2015) gestiegen ist. Es wird gezeigt dass diese Patientengruppe im Jahr 2015 in nahezu allen Ländern (außer Hamburg und Hessen) den größten Anteil an den Stichtagspatienten ausmacht.