Widmer, Schmidt-Recla, Steinberg: Sexuelle Deviationen und Sexualdelinquenz in der wissenschaftlichen Literatur der forensischen Psychiatrie der DDR – Einzelartikel aus R&P 2/2022

In der forensischen Psychiatrie der DDR spielte die Auseinandersetzung mit sexuellen Deviationen und Sexualdelikten eine bedeutende Rolle. In einer literaturbasierten Übersicht sollen wesentliche Aspekte zu Sexualstraftäter*innen in der forensischen Psychiatrie der DDR aufgezeigt werden. Der inhaltliche Diskurs in diesem Bereich rekurrierte insbesondere auf die strafrechtliche Begutachtung von Sexualstraftäter*innen, die einen großen Anteil innerhalb der zu begutachtenden Rechtsbrecher*innen einnahmen. Im Gegensatz dazu setzten sich nur wenige Quellen mit der Unterbringung und Behandlung von psychisch kranken Se­xu­al­straftäter*innen auseinander. Im Vergleich zu der beachtlichen Anzahl an psychiatrisch begutachteten Sexual­delin­quen­t*in­nen umfasste die Zahl der behandlungsbedürftigen Sexualstraftäter*innen, die letztendlich einer psychiatrischen Einrichtung zugeführt wurden, einen verhältnismäßig geringen Anteil. Die gesichtete Literatur deutet zudem darauf hin, dass spezifische Therapiekonzepte weitgehend fehlten und die wenigen im Verlauf der DDR entwickelten Behandlungsmethoden nur bei einer überschaubaren Anzahl an Patient*innen erprobt und überwiegend als neue Formen der Behandlung diskutiert wurden.
Schlüsselwörter: Geschichte der Psychiatrie, Deutsche Demokratische Republik, forensische Psychiatrie, sexuelle Deviation, Sexualdelikt