Schlimme, J. E.: Der verletzte Heiler – Einzelartikel aus SI 3/2021

Professionell tätige Therapeut:innen und eigene seelische Krisenerfahrung
Therapeutische Tätigkeit erfolgt vor dem Hintergrund eigener Lebenserfahrung. Das Konzept des »verletzten Heilers« erfasst den Umstand, dass therapeutisch Tätige besonders gut dort helfen können, wo sie selbst bereits einmal Betroffene waren. Dies stellt die Regeln der therapeutischen Kunst und Handlungswissenschaft nicht infrage, sondern ergänzt diese um die Regel, dass eigene Krisen- und Genesungserfahrung wertvoll und wichtig sein kann, um therapeutisch handeln zu können. Verletzte Heiler könnten durch einen offeneren Umgang mit ihrer Krisen- und Genesungserfahrung helfen, die genesungshinderliche Stigmatisierung seelischer Krisen und Krisenanfälligkeiten in unserer Kultur aufzubrechen.