Fabricius D, Kobbé U (2023) asozial – dissozial – antisozial. Wider die Politik der Ausgrenzung – Buchbesprechung aus R&P 1/2025
»Der Untertitel formuliert ein politisches Programm, durchaus
mutig klingend gegen den Zeitgeist der Ausgrenzung. Die Herausgeber
präzisieren gleich im Vorwort, dass es dabei gegen
den aktuellen Umgang der »Experten« mit der im Titel genannten
Personengruppe geht. Apodiktisch wird behauptet,
»die Antisoziale Persönlichkeitsstörung (ASPS) des DSM 5
bzw. Dissoziale Persönlichkeitsstörung (DSPS) des ICD-10
und das Psychopathie-Konzept (PP) sind keine wissenschaftlich,
klinisch-diagnostisch und therapeutisch tragfähigen Paradigmen
« (S. 15). Gleich zu Beginn wird meines Erachtens
das Kind mit dem Bad ausgeschüttet: Dass mit ICD 11 die
Diagnosen im Bereich der Persönlichkeitsstörungen (abgesehen
von Borderline) als dimensional und nicht mehr als kategorial
formuliert werden, trägt aktuell in der Mainstream-Psychiatrie
der berechtigten Kritik Rechnung, dass in der gutachterlichen
und klinischen Praxis solche Diagnosen gerne als absolute
Wahrheiten angesehen werden und damit eine differenzierte
Einzelfallanalyse konterkarieren.«