Brunner, F.; Yoon, D.; Rettenberger, M.; Briken, P.: Kriminologische und kriminalprognostische Merkmale der Insassen der Sozialtherapeutischen Anstalt Hamburg – Einzelartikel aus R&P 4/2016
Seit August 2010 wird das Forschungsprojekt zur Evaluation der Sozialtherapeutischen Anstalt Hamburg (SothA-HH) fort- während durchgeführt. Die SothA-HH verfügt aktuell über 163 Haftplätze und stellt damit die größte sozialtherapeutische Anstalt bundesweit dar. Die zentralen Fragestellungen der vorliegenden Studie sind die Darstellung der kriminologischen und kriminalprognostischen Daten der SothA-HH-Insassen sowie die Überprüfung, ob anhand dieser Daten Unterschiede zwischen den Tätergruppen innerhalb der SothA-HH verdeutlicht werden können. Zu diesem Zweck werden neben soziodemografischen, kriminologischen und klinischen Daten insbesondere die Ergebnisse unterschiedlicher Kriminalprognoseinstrumente berichtet, die zu Beginn der Sozialtherapie eingesetzt werden und anhand derer rückfallrelevante Risiko- und Schutzfaktoren gemessen werden. Die Stichprobe umfasste 193 Insassen und stellt damit 87.3 % der Gesamtaufnahmen in die SothA-HH seit August 2010 dar. Es handelte sich überwiegend um wegen Sexualstraftaten (47.8 %) oder nicht sexuell motivierter Gewaltstraftaten (37.2 %) verurteilte männliche Insassen, von denen ein hoher Anteil erhebliche psychosoziale Belastungsfaktoren unterschiedlichster Art aufwies. Insgesamt lässt sich durch die Daten zeigen, dass es sich bei den Insassen der SothA-HH um zwei Straftätergruppen mit sehr unterschiedlichen Risikoprofilen handelt. Dabei scheint die Gruppe der Sexualstraftäter – unabhängig von den verwen- deten Instrumenten – ein geringeres Rückfallrisiko aufzuweisen als Insassen mit nicht sexuell motivierten Gewaltstraftaten. Die berichteten Daten der SothA-HH werden im Vergleich zu anderen Straftäterpopulationen aus dem deutschsprachigen Regelvollzug diskutiert.