Titze, Lutz, Franke, Streb, Dudeck: Das Deutschsprachniveau von Patient:innen mit Migrationshintergrund im bayerischen Maßregelvollzug – Einzelartikel aus R&P 3/2021

Der Anteil der Patient:innen im Maßregelvollzug mit Migrationshintergrund steigt in Deutschland stetig an. In der klinischen Praxis zeigt sich, dass fehlende Sprachkenntnisse und interkulturelle Barrieren die therapeutische Arbeit erschweren können. In der vorliegenden Studie wurden die Deutschkenntnisse von 235 Patient:innen aus elf bayerischen Kliniken des Maßregelvollzugs zu zwei Zeitpunkten erfasst. Zum ersten Messzeitpunkt wiesen 51 % der Teilnehmenden ein Sprachniveau der Stufe A, 15 % der Stufe B und 35 % der Stufe C auf. Suchtkranke Patient:innen verfügten durchschnittlich über ein höheres Sprachniveau als psychisch kranke Patient:innen. Etwa 50 % der Teilnehmenden, die Sprachniveau A oder B aufwiesen, erhielten keinen Deutschunterricht. Nur Patient:innen mit B-Niveau wiesen nach sieben Monaten einen signifikanten Zugewinn bei den Sprachkenntnissen auf. Die vorliegende Studie zeigt, dass Patient:innen mit fehlenden Sprachkenntnissen im Maßregelvollzug keine Einzelfälle darstellen, aber unter bestimmten Voraussetzungen von Unterricht profitieren können: Einzel- im Vergleich zu Gruppenunterricht erzielt die besseren Ergebnisse.
Schlüsselwörter: Migration, Maßregelvollzug, Deutschkenntnisse, Sprachniveau, Sprachunterricht