Riemat, Lutz, Dudeck, Streb, Wolf: Interkulturelle forensische Psychiatrie – Einzelartikel aus R&P 3/2021

Die Flüchtlingsbewegung der letzten Jahre ließ auch die Aufnahmezahlen geflüchteter Menschen in den Einrichtungen des Maßregelvollzugs ansteigen. In Hessen wurde dieser Herausforderung mit einem bundesweit neuen und bis dato einmaligen Projekt begegnet: Die Klinik für forensische Psychiatrie der Vitos Weil-Lahn gGmbH am Standort Hadamar nahm sich in Kooperation mit der Klinik für forensische Psychiatrie der Vitos Haina gGmbH den Herausforderungen geflüchteter Menschen mit der Erarbeitung eines auf diese Zielgruppe zugeschnittenen Konzeptes an, und eröffnete im April 2017 die Station für Spracherwerb und Integration (SPRINT). Das Projekt wurde durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration fortwährend unterstützt und über die gesamte Laufzeit durch die Sektion Forensisch-Psychiatrische Versorgungsforschung des Lehrstuhls für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Ulm evaluiert. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass von den 29 Teilnehmern der ersten drei Sprachkurse, einer das Sprachniveau A1, elf das Sprachniveau A2 und sieben das Sprachniveau B1 erreichen konnten. Sie erarbeiteten sich damit die Grundlage für eine erfolgreiche Teilnahme an der Therapie in der Maßregel gemäß § 63 StGB. Eine vorzeitige Rückkehr ins Heimatland, die Verweigerung der Teilnahme oder eine Verlegung führten dazu, dass etwa ein Drittel der Teilnehmer den Kurs nicht beendet hat. Um flexibler auf den Abbruch der Kursteilnahme reagieren zu können, soll das Projekt künftig in einer modularen Form hessenweit angeboten werden.
Schlüsselwörter: Maßregelvollzug, Migration, Sprachkenntnisse, Integration, Behandlungsmodell