Keupp, H.: Leben in der Gesellschaft 4.0 – Einzelartikel aus SI 1/2020

Die Werbung für eine schöne neue Welt ist in vollem Gange: Sie verspricht uns eine neue Revolution, schon die vierte und sie hat längst ihr Label, Arbeit 4.0 oder Industrie 4.0. Neben der Verkündigung hoffnungsvoller Perspektiven für eine neue Arbeits- und Lebenswelt gibt es auch düstere Prognosen, die vor allem auf die Vernichtung klassischer Arbeitsplätze und Lebensperspektiven zielen. Eine aktuelle Risikoanalyse hat vor allem die klaren Hinweise zur Kenntnis zu nehmen, dass auch heute schon immer mehr Menschen die Grenzen ihrer Belastbarkeit erleben. Die psychosozialen Grenzüberschreitungen werden in der Zunahme von Burn-out und psychischen Störungen, die alle Krankenkassendaten belegen, sichtbar. Auch wenn ich Zweifel äußere, dass es sinnvoll ist, schon wieder eine neue Revolution auszurufen, finde ich es richtig, die dramatischen Umbrüche in der Arbeits- und Lebenswelt zu analysieren, die seit etwa einem Vierteljahrhundert mit Begriffen wie »Risikogesellschaft «, »Zweite Moderne«, »Metamorphose«, »Spätmoderne«, »fluide Moderne« oder »Netzwerkgesellschaft« benannt wurden. Es ist geboten, die in den entsprechenden Analysen benannten Chancen und Risiken aufzunehmen und weiterzuführen. ...