Nitschke, J.; Mokros, A.: Die Aktuarische Skala für Risikoprobandinnen und -probanden im Ambulanzbereich (ARPA) – Einzelartikel aus R&P 3/2019

Der vorliegende Aufsatz bietet eine Kurzfassung der Ergebnisse aus der Evaluation der Kriterienliste zur Erfassung von Risikoprobanden der Bayerischen Bewährungshilfe. Ausgehend von 92 Einzelmerkmalen wurden biografische und veränderbare Risikofaktoren im Hinblick auf die Legalprognose erfasst (Stichprobe: N = 17.674 Personen, davon 12 % Frauen). Ziel der Evaluationsstudie war die Prüfung der prognostischen Validität im Rahmen einer prospektiven Studie, verbunden mit der Maßgabe einer Reduktion der Kriterienliste. Als abhängige Variable diente unter anderem die erneute Verurteilung im Rahmen von Bewährung oder Führungsaufsicht (mittlerer Tatgelegenheitszeitraum: zwei Jahre). Konfirmatorisch ließen sich zwei Faktoren isolieren, die Dissozialität (Faktor 1, 15 Items) und ungünstige Sozialisationsbedingungen (Faktor 2, 11 Items) abbilden. Die Beurteiler­übereinstimmung erwies sich als substanziell (Faktor 1) bzw. zufriedenstellend (Faktor 2), die Reliabilität (im Sinne der internen Konsistenz) als hoch (Faktor 1, Cronbachs α = .86) bzw. zufriedenstellend (Faktor 2, Cronbachs α = .77). Die Kriteriumsvalidität für Rückfälle mit einer Gewalt- oder Sexualstraftat ist gegeben, und zwar mit mittelgradigen bzw. hohen Effektstärken im Hinblick auf die Vorhersage von Rückfällen mit Gewalt- oder Sexualdelikten bei Probanden (Harrells C ≥ .64) bzw. Probandinnen (Harrells C ≥ .76). Angesichts höherer Objektivität und Reliabilität wird die Anwendung von Faktor 1 empfohlen. Die entsprechende Aktuarische Skala für Risikoprobandinnen und -probanden im Ambulanzbereich (ARPA) ermöglicht eine dynamische Risikobeurteilung im ambulanten Setting.