Fegert, Berthold, Clemens, Kölch, Eckhart-Ringel, von Moers, Witt: Der Corona-Lockdown und Kinderschutz – Einzelartikel aus R&P 3/2021

Entwicklungen in der Inanspruchnahme der Medizinischen Kinderschutzhotline während der SARS-CoV-2-Pandemie
Die SARS-CoV-2-Pandemie hat das Leben von Menschen auf der ganzen Welt verändert. Im Zuge der z. T. starken Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie wurde ein Anstieg von familiärer Gewalt diskutiert. Bislang fehlen jedoch Daten hierzu. In der vorliegenden Studie werden Beratungskontakte der Medizinischen Kinderschutzhotline analysiert, um der Frage nachzugehen, wie sich die Inanspruchnahme der Medizinischen Kinderschutzhotline im Verlauf der Pandemie entwickelt hat und inwiefern sich Beratungsanlässe und Beratungsinhalte in verschiedenen Phasen der Pandemie unterschieden haben. Die Ergebnisse zeigen einen Rückgang der Inanspruchnahme im März 2020 und April 2020 und eine Rückkehr auf das Niveau der Inanspruchnahme mit Nachholeffekten nach dem Lockdown ab Mai 2020. Ab Oktober 2020 ist eine größere Fluktuation der Inanspruchnahme parallel zu neuerlichen Einschränkungen zu beobachten. Die Beratungsanliegen unterschieden sich signifikant zwischen der Lockdown- und Post-Lockdown-Phase. Dies könnte an Unsicherheiten bei Fachkräften liegen, welche Dienste während des Lockdowns noch erreichbar waren und ob Meldungen an das Jugendamt ankommen und bearbeitet werden.
Schlüsselwörter: Kindesmisshandlung, Pandemie, Beratung, Inanspruchnahme, Hotline