Eher, R.; Lindemann, M.; Birklbauer, A.; Müller, J.: Der Gefährlichkeitsbegriff als Voraussetzung für die Verhängung vorbeugender freiheitsentziehender Maßnahmen – eine kritische Betrachtung und Vorschläge de lege ferenda – Einzelartikel aus R&P 2/2016

Der vorliegende Aufsatz setzt sich mit einer entscheidenden Grundsäule präventiver freiheitsentziehender Eingriffe – dem Begriff der Gefährlichkeit – im Zusammenhang mit Einweisungen in die Maßregel auseinander. Dabei wird auf die geforderte Voraussetzung eines kausalen Zusammenhangs zwischen Anlasstat und psychischer Erkrankung ebenso eingegangen wie auf das notwendige Vorliegen eines Einflusses dieser Erkrankung auf die Wahrscheinlichkeit von Folgetaten. Der aktuelle wissenschaftliche Ist-Stand lässt sich dabei dahingehend zusammenfassen, dass in vielen Fällen die Kausalität zwischen psychischer Erkrankung und Anlasstat ebenso schwer festzumachen ist wie deren Einfluss auf schwerwiegende Folgetaten. Die entsprechenden Befunde sollten Anlass dafür sein, insbesondere vor dem Hintergrund grundrechtlicher Überlegungen strafrechtlichen freiheitsentziehenden Maßnahmen bei psychisch Kranken eine Ultima Ratio-Funktion zukommen zu lassen.