Beirens, Reiners, Konrad, Krebs: Medikamentöse Zwangsbehandlung im Berliner Maßregel- und Justizvollzug unter Berücksichtigung eines Risikoassessments – Einzelartikel aus R&P 3/2024
Untersuchungen zu medikamentösen Zwangsbehandlungen
sind in forensischen Kliniken und im Justizvollzug nur sehr eingeschränkt
verfügbar. In diese Vollerhebungsstudie wurden 35
Patienten im Berliner Krankenhaus des Maßregelvollzuges (KMV)
und in der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Justizvollzugskrankenhauses
in Berlin (JVK) eingeschlossen, für die
in den Jahren zwischen 2017 und 2021 eine Zwangsbehandlung
nach den landesrechtlichen Regelungen avisiert wurde. Diese
erfolgte bei fünf von neun Patienten im JVK sowie bei 22 von 26
Patienten im KMV. Die Gruppen wurden auf mögliche Einflussfaktoren
für Zwangsmaßnahmen untersucht und mit einem validierten
Prognoseinstrument (Forensic Psychiatry Violence Oxford
(FoVOx)) zur Vorhersage gewalttätigen Verhaltens verglichen. In
beiden Gruppen lag mehrheitlich eine Schizophrenie-Spektrum-
Störung vor. Im Gruppenvergleich zeigten sich Unterschiede im
Hinblick auf Altersstruktur, Delikte und in Bezug auf Substanzkonsumstörungen.
Im Risikoassessment wurden die Patienten im
KMV mehrheitlich einer niedrigen oder mittleren Risikogruppe
für gewalttätiges Verhalten zugeordnet, die im JVK hingegen
einer mittleren bis höheren.