Querengässer, J.; Bulla, J.; Hoffmann, K.; Ross, T.: Outcomeprädiktoren forensischer Suchtbehandlungen Teil II – Einzelartikel aus R&P 3/2017
Ob der gesetzliche Zweck einer Unterbringung nach § 64 StGB, die Verringerung der Gefährlichkeit, erfüllt worden ist, zeigt sich in der Legalbewährung eines Patienten nach Entlassung. Doch die Suche nach Outcome-Prädiktoren fokussierte bisher auf die Vorhersage der Art der Entlassung und ergab inkonsistente Be- funde.
Untersucht wurden die Entlassjahrgänge 2010 und 2011 aller in Baden-Württemberg nach § 64 StGB behandelten Patienten. Hierbei stand der Prädiktionswert sowohl personen- als auch nicht unmittelbar personenbezogener Variablen für die Delikt- rückfälligkeit im Vordergrund. Klinische Daten wurden mit BZR- Auszügen verknüpft und sogenannte Überlebenszeitanalysen berechnet. Vermutet wurde, dass personenbezogene, aber auch andere, nicht unmittelbar personenbezogene Variablen die Le- galbewährung prädizieren, und dass ein beide Variablentypen umfassendes multivariates Prognosemodell bessere Vorhersagen liefert.
Während mehrere personenbezogene und klinische Variablen mit der Deliktrückfälligkeit zusammenhingen, hatte das erken- nende Gericht als einzige nicht primär persönlichkeitsbezogene Variable einen erkennbaren Einfluss auf das Outcome. Der zusätz- liche Prädiktionswert des erkennenden Gerichts in einem mul- tivariaten Prognosemodell ist jedoch gering. Je nach Gerichts- zuständigkeit werden demnach mehr oder weniger Patienten mit kritischem Risikoprofil untergebracht. Als kritische Faktoren wurden niedriges Lebensalter, kurze Parallelhaftstrafen, hohe Vorstrafenbelastung und ein BtM-Delikt neben einem anders gearteten Hauptdelikt identifiziert.