Kös, Bräunig, Konrad, Calvano, Hausam: Risikofaktoren für die Anordnung und Dauer einer Unterbringung bei unfreiwillig eingewiesenen Personen nach § 23 Abs. 1 PsychKG Berlin – Einzelartikel aus R&P 1/2024

Unterbringungen nach PsychKG stellen eine große Belastung für die Betroffenen dar und bedürfen einer sorgfältigen Begründung. Bisher ist unklar, ob soziodemografische, klinische und prozessuale Merkmale mit der Beurteilung der Anordnung und Dauer einer Unterbringung zusammenhängen. Zu diesem Zweck wurden retrospektiv Informationen aus Krankenhausakten von N = 243 Personen untersucht, die durch den Sozialpsychiatrischen Dienst in den Jahren 2018 – 2020 in das Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin Reinickendorf, eingewiesen wurden.
Dabei wurden Zusammenhänge zwischen soziodemografischen, klinischen und prozessualen Risikofaktoren mit der gerichtlichen Entscheidung einer Unterbringung, der Aufenthaltsdauer sowie der ärztlich beantragten und richterlich angeordneten Unterbringungsdauer untersucht. Geschlecht, Suizidalität und eine richterliche Anhörung am Tag der Einweisung waren mit der gerichtlichen Entscheidung einer Unterbringung verbunden. Zudem unterschieden sich Risikofaktoren für die Unterbringungsdauern, die vom Sozialpsychiatrischen Dienst beantragt und von Bereitschaftsrichter/-innen angeordnet wurden. Darüber hinaus wurden andere Risikofaktoren für die Dauer des Klinikaufenthalts ermittelt. Vor dem Hintergrund der ethischen und politischen Brisanz von Unterbringungen unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit eines strukturierten und transparenten Vorgehens.
Schlüsselwörter: PsychKG, Unterbringung, Gefährdung, Allgemeinpsychiatrie, Zwangsmaßnahmen