Eher, Domany, Etzler, Rettenberger : Die kombinierte Anwendung statischer und dynamischer Risikofaktoren bei Sexualstraftätern – Einzelartikel aus R&P 4/2021

Das absolute und relative Risiko kombinierter Static-99/Stable-2007 Risiko/Bedürfnislevel-Kategorien
In einer Stichprobe von N = 710 Sexualstraftätern wurden zunächst in Anlehnung an Vorschläge zur Verbesserung der Risikokommunikation aus dem angloamerikanischen Raum (HANSON et al., 2017 a) fünf kombinierte Static-99/Stable-2007 Risiko/Bedürfnislevel-Kategorien gebildet und in der Folge auf ihre prädiktive Validität hin untersucht. Die kombinierten Risikokategorien wiesen eine bessere Vorhersageleistung hinsichtlich neuerlicher Sexualdelikte auf als der Static-99 Gesamtwert, der Stable-2007 Gesamtwert, die Static-99-Kategorien und die Stable-2007 Kategorien allein. Die Erhöhung um eine Risikokategorie ging etwa mit einer Verdoppelung der Rückfallrate für neuerliche Sexualdelikte einher. Bei Orientierung der Mittelkategorie an der Rückfallbasisrate werden die methodischen und diagnostischen Anforderungen an das neue 5-Kategorien-Modell gut erfüllt. Die Anwendung der Static-99/Stable-2007 Risiko/Bedürfnis-Kategorien kann für den deutschsprachigen Bereich daher empfohlen werden. Diese stellen gegenüber der Anwendung von Static-99-Risikokategorien alleine eine Verbesserung dar, die sich nicht nur auf eine Erhöhung der prädiktiven Validität bezieht, sondern auch auf eine bessere Fundierung der Prognose durch Einbeziehung individueller klinischer Merkmale und kriminogener Bedürfnisse durch den Stable-2007.
Schlüsselwörter: Static-99, Stable-2007, Risikokategorien, 5-Kategorien-Modell, Risikoeinschätzung