Bockshammer, T.; Rettenberger, M.: Eine empirische Untersuchung der dezentralen therapeutischen Versorgung entlassener Sexualstraftäter – Einzelartikel aus R&P 4/2015

Befragung der Therapeuten von Probanden des Sicherheitsmanagements (SIMA) in Hessen Die Frage der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Behandlung von Sexualstraftätern wird in der forensischen Evaluationsforschung bis heute kontrovers diskutiert, wobei mehrheitlich davon ausgegangen wird, dass professionell durchgeführte Interventionen grundsätzlich die Rückfallraten von Straftätern reduzieren können. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn bei der Implementierung von Behandlungsprogrammen wissenschaftlich fundierte Rehabilitationsmodelle wie beispielsweise das »RiskNeed-Responsitivity«-Modell (RNR-Modell) berücksichtigt werden. Die systematische Berücksichtigung solcher Modelle gelingt üblicherweise leichter in einer zentralen Organisationsstruktur forensischer Nachsorge wie sie in den mittlerweile bundesweit anzutreffenden Nachsorgeambulanzen umgesetzt wird. Gleichzeitig gibt es allerdings auch Vorteile eines dezentralen Versorgungsmodells, in dem niedergelassene Therapeuten die Nachsorge entlassener Sexualstraftäter übernehmen. In der vorliegenden Studie wurden Therapeuten und Therapeutinnen aus Hessen, wo bis vor Kurzem die Nachsorge ausschließlich dezentral erfolgte, nach ihren Erfahrungen sowie den eingesetzten diagnostischen und therapeutischen Techniken und Ansätzen befragt. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse werden die Vor- und Nachteile einer dezentralen Versorgungsstruktur diskutiert.