Yeboah, A., Naib Majani, N., Brecht, A., Springmann, M.-L., Quadflieg, N. R., Gather, J., Faissner, M.: Diversität in der sozialpsychiatrischen Versorgungslandschaft – Einzelartikel aus SI 4/2024

Intersektionalität als Tool der klinischen Praxis
Psychosoziale Versorgungsangebote richten sich an diverse Gruppen mit unterschiedlichen Behandlungs- und Unterstützungsbedarfen. Marginalisierte Gruppen weisen nicht nur aufgrund ihrer psychischen Krisensituation eine besondere Vulnerabilität auf, sondern erfahren gerade wegen der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft eine spezifische Form der Diskriminierung. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde veröffentlichte 2020 eine Erklärung gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung, in der sie betont, dass Bemühungen zur Adressierung struktureller Diskriminierung gestärkt werden müssen. In diesem Artikel reflektieren wir strukturelle Diskriminierungsformen in der psychiatrischen Praxis aus einer Perspektive der kritischen Weißseinsforschung. Wir stellen Intersektionalität als analytisches und praktisches Instrument vor, das die Wechselwirkungen und Verflechtungen unterschiedlicher struktureller Diskriminierungssysteme und Wege zu deren Überwindung aufzeigt. Wir plädieren dafür, dass sozialpsychiatrische Angebote durch eine kritische Weißseinsforschung und intersektionale Ansätze im Sinne einer diversitätssensiblen und diskriminierungskritischen Praxis erweitert werden.
Autorinnen und Autoren: Amma Yeboah, Nora Naib Majani, Alexandra Brecht, Marie-Luise Springmann, Neneh Rosalía Quadflieg, Jakov Gather, Mirjam Faissner