Wuttke, E.; Wertz, M.; Schiltz, K.; Nedopil, N.: Resozialisierungsempfehlungen in Prognosegutachten und deren Umsetzung – Ein Werkstattbericht – Einzelartikel aus R&P 4/2020

Die Resozialisierung ist in Deutschland sowohl im Straf- als auch im Maßregelvollzug ein zentrales Ziel. Es soll zur Fähigkeit führen, in sozialer Verantwortung ohne Straftaten zu leben. Sie dient daher wesentlich dem Schutz der Allgemeinheit. Daher sollen kriminalprognostische Gutachten zu einer möglichen Lockerung oder Entlassung eines Straftäters aus dem Straf- bzw. Maßregelvollzug auch zu der Frage Stellung nehmen, welche Maßnahmen getroffen werden können, um das gesetzlich geforderte Vollzugsziel zu erreichen, das Risiko künftiger Straftaten zu beherrschen oder zu verringern. Auf Basis ausführlicher sozialwissenschaftlicher Explorationen von Prognoseprobanden, die mehrfach in der Abteilung für Forensische Psychiatrie der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München im Zeitraum von 2006 bis 2016  (N = 86) begutachtet wurden, wurde überprüft, wie mit den in den Gutachten individuell zugeschnittenen Resozialisierungsempfehlungen, den Vorschlägen für die Gestaltung eines sozialen Empfangsraums und zur Vorbereitung der Wiedereingliederung in der Praxis umgegangen wird. Anhand von Fallbeispielen wird in Form eines Werkstattberichts verdeutlicht, wie heterogen sich Resozialisierungsbemühungen in der Praxis darstellen und wie der Resozialisierungsanspruch aus integrativer Perspektive mit sozialwissenschaftlichem Fokus zu bewerten ist.

Schlüsselwörter: Kriminalprognose, Sozialprognose, Resozialisierung, sozialer Empfangsraum, Rückfallrisiko

DOI: 10.1486/RP-2020-04_201