Rusch, J., Nischk, D.: Wie eröffnet man eine Soteria, Herr Rusch? – Einzelartikel aus SI 3/2024

Johannes Rusch im Interview mit Daniel Nischk
Soteria ist ein beliebtes, zuweilen idealisiertes Behandlungsmodell innerhalb der Sozialpsychiatrie. Menschen mit akuten Psychosen in einem WG-ähnlichen Kontext persönlich zu begleiten, mit wenig Medikation und innerhalb eines gemeinsam gelebten Alltags, das erscheint Betroffenen, Angehörigen und auch psychiatrisch Tätigen gleichermaßen attraktiv. Während der US-amerikanische Psychiater Loren Mosher (z. B. Mosher 2011) die Soteria noch als antipsychiatrische Alternative zu der in den 1970er-Jahren vorherrschenden kustodialen Krankenhausbehandlung verstand, sind heutige Soterien zumeist integrierter Bestandteil der psychiatrischen Angebotsstruktur (Nischk, Gekle 2022). Trotz vergleichsweise geringer empirischen Wirksamkeitsnachweise unterhalten auch renommierte Forschungs- und Behandlungseinrichtungen, etwa die Charité in Berlin oder das Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim, eine Soteria. Dennoch: Von den vielen Initiativen, die eine Soteria anstreben, wird letztlich nur ein kleiner Teil tatsächlich später auch realisiert. Was braucht es, um diesen Transformationsprozess erfolgreich zu bestreiten? Daniel Nischk im Gespräch mit Johannes Rusch. Beide haben 2012 gemeinsam mit anderen eine Soteria im Zentrum für Psychiatrie Reichenau eröffnet.