Vasic, N.; Vogel, R.; Sosic-Vasic, Z.; Otte, S.; Streb, J.; Dudeck, M.: Patient-Therapeut-Beziehung im Maßregelvollzug – Was gilt es zu beachten? – Einzelartikel aus R&P 3/2016
Die Qualität der Beziehung zwischen Patient und Therapeut ist als eine wichtige Voraussetzung für den Behandlungserfolg identifiziert worden. Die Untersuchungen zur Effektivität der Psychotherapie der letzten Jahrzehnte belegen, dass die Ent- wicklung einer stabilen therapeutischen Allianz, welche Übereinstimmung zwischen Patient und Therapeut in Bezug auf die Ziele der Behandlung, auf die einzelnen Aufgaben im Rahmen der Behandlung und die Entwicklung einer persönlichen Beziehung basierend auf gegenseitigen positiven Gefühlen erfasst, als primäres therapeutisches Ziel anzusehen ist. Studien belegen, dass emphatische, verständnisvolle, ehrliche, warmherzige, wertschätzende und interessierte Therapeuten dieses Ziel eher erreichen können, wenn auch die Asymmetrie und das Machtgefälle in der Beziehung zwischen Patient und Therapeut in gewissem Maß erhalten bleiben. Im Maßregelvollzug wird dieser Aspekt durch die Therapie unter Zwang verschärft. Dies kann im ungünstigen Fall zu einer Deformierung wesentlicher Teile der therapeutischen Beziehung führen, was wiederum sowohl ethisch-moralisch als auch im Hinblick auf den Therapieerfolg als kritisch betrachtet werden kann. In diesem Beitrag wollen wir auf der Basis empirischer Befunde auf maßregelvollzugspezifische, potenziell die therapeutische Beziehung schädigende Einflüsse, sowie hieraus abgeleitet auf die Notwendigkeit einer besonders differenzierten und intensiven Reflexion der therapeutischen Beziehung in der Arbeit mit untergebrachten Patienten aufmerksam machen.