Konrad, M.: Familiale Lebenswelt und psychische Krankheit– Gratisartikel aus SI 3/2020

Das schwierige Verhältnis der Psychiatrie zu einer unverwüstlichen Lebensform Die Familie als eigenständiges soziales Gebilde und zentrale Sozialisationsinstanz blieb der Psychiatrie stets fremd. Die Psychiatrie sah die Familie immer nur aus der Perspektive der Patienten – als Angehörige. Der Beitrag versucht herauszuarbeiten, wie die Theoriebildung hätte anders verlaufen können, wenn in der Diskussion um die »unheilbaren« Patienten die Psychiatrische Familienpflege in dem belgischen Ort Geel als Versorgungsmodell anstatt der Langzeitunterbringung in der Anstalt favorisiert worden wäre. Auf Grundlage der wiederaufkeimenden Ansätze einer anthropologischen Psychiatrie in Verbindung mit einer phänomenologischen und kulturwissenschaftlichen Soziologie wird ausgehend von den vielfältigen Erfahrungen der Familienpflege ein anderer Blick auf Familie und psychische Krankheit geworfen.