Editorial und Inhaltsverzeichnis SI 1/2025

Vor über dreißig Jahren erschien im Psychiatrie Verlag mit »Spinnt die Frau?« ein »Lesebuch«, das die »Geschlechterfrage in der Psychiatrie « noch ganz selbstverständlich an frauenspezifische Belange knüpfte. Damit schloss es an die Frauengesundheitsbewegung der 1970er-Jahre an, die den Blick darauf richtete, wie Frauen in der Medizin und speziell in der Psychiatrie repräsentiert, behandelt und verstanden wurden – und dabei pathologisierende Zuschreibungen, die Tabuisierung von geschlechtsbezogener Gewalt und eine systematische Marginalisierung weiblicher Erfahrungen und Bedürfnisse offenlegte. Die Geschlechterfrage hat sich weiterentwickelt. Die enge Sichtweise auf binäre Kategorien löst sich zunehmend auf, Geschlechtsidentität wird als fluid und kontextabhängig gesehen.
Braucht es da noch ein »Frauenheft«? Wir denken: »Ja.« Die hier versammelten Beiträge beschäftigen sich mit den besonderen Lebenswelten, Erfahrungen und Bedürfnissen von Frauen im Kontext von Psychiatrie und psychischer Gesundheit und fordern bessere Versorgungsangebote ein. In diesem Anliegen – der Überwindung geschlechtsbasierter Diskriminierungen – treffen traditionelle und moderne feministische Perspektiven aufeinander.