Vor über dreißig Jahren erschien im Psychiatrie Verlag mit »Spinnt die Frau?« ein »Lesebuch«, das die »Geschlechterfrage in der Psychiatrie « noch ganz selbstverständlich an frauenspezifische Belange knüpfte. Damit schloss es an die Frauengesundheitsbewegung der 1970er-Jahre an, die den Blick darauf richtete, wie Frauen in der Medizin und speziell in der Psychiatrie repräsentiert, behandelt und verstanden wurden – und dabei pathologisierende Zuschreibungen, die Tabuisierung von geschlechtsbezogener Gewalt und eine systematische Marginalisierung weiblicher Erfahrungen
und Bedürfnisse offenlegte. Die Geschlechterfrage hat sich weiterentwickelt. Die enge Sichtweise auf binäre Kategorien löst sich zunehmend auf, Geschlechtsidentität wird als fluid und kontextabhängig gesehen.