Editorial und Inhaltsverzeichnis PSU 3/2024

»Demokratie ist im Grunde die Anerkennung, dass wir, sozial genommen, alle füreinander verantwortlich sind.« Heinrich Mann, 1927
Die Ergebnisse der Europawahl haben ein alarmierendes Signal gesendet und das Erstarken von Extremismus bestätigt. Diese Entwicklung verdeutlicht die wachsende Spaltung unserer Gesellschaft und die Notwendigkeit, uns wie schon zu Heinrich Manns Zeiten wieder dringlich mit extremistischen Einstellungen auseinanderzusetzen. Cornelia Schäfer spricht mit Dr. Thea Rau über die Herausforderungen, die extremistische Ideologien für die psychosoziale Begleitung bedeuten (S. 8 – 11).
Dass eine kritische Auseinandersetzung einen notwendigen Schritt zur Verbesserung eines Systems darstellt, beschreibt Werner Tschan im Interview mit Christoph Müller zum Thema Sexualisierte Gewalt und Trauma in der Gesundheitsversorgung (S. 16 – 17).
Die Fragen, ob und warum Arbeitslosigkeit die seelische Gesundheit gefährdet, bewegen seit mehr als hundert Jahren die psychologische Arbeitslosigkeitsforschung. Anna Pretscher, Karsten Paul und Klaus Moser präsentieren eine Überblicksstudie, die zeigt, wie bedeutsam Arbeit für die seelische Gesundheit ist (S. 30 – 31).
Das Projekt »Mein Herz schlägt für den Wald« fördert durch gemeinsame Pflanzaktionen nicht nur den Klimaschutz, sondern auch das Verständnis und die Akzeptanz psychischer Erkrankungen. Karsten Giertz beleuchtet, wie Natur und Gemeinschaft zur psychischen Gesundheit beitragen können (S. 22 – 23).
Für eine schnelle und kompetente Hilfe in der seelischen Krise setzt sich der BApK ein. Mit der einheitlichen Notrufnummer 113 sollen Angehörige und Betroffene jederzeit einen schnellen und anonymen Zugang zu professioneller Hilfe erhalten (S. 38 – 39).
Darüber, dass die Mühlen des psychiatrischen Versorgungssystems alles andere als schnell mahlen, schreibt Marion Karausche aus Sicht einer Angehörigen. In ihrem einfühlsamen Bericht reflektiert sie die Herausforderungen des Wartens und gewährt Einblicke in die alltäglichen Erfahrungen dieser (Nicht-)Tätigkeit. (S. 6 – 7).
Die Perspektive der Betroffenen auf die Warteschlange liefert Lea de Gregorio. In ihrem Buch »Unter Verrückten sagt man du« reflektiert sie über die Missstände im psychiatrischen System und zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, die gesellschaftliche Perspektive auf psychische Erkrankungen zu verändern (S. 46 – 47).
Wir hoffen, dass diese Ausgabe der Psychosozialen Umschau Ihnen wertvolle Einblicke und Anregungen bietet. Lassen Sie uns gemeinsam dazu beitragen füreinander verantwortlich zu sein und Wege zu finden, jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit zu unterstützen und zu stärken.
Ihre Redaktion