Weber, P.: Lebenslagen – Katharina möchte gern als zuverlässig gelten … – Gratisartikel aus SI 3/2024

Katharina ist 34 Jahre alt, ledig und ohne Beziehung. Sie lebt seit acht Jahren in einem psychiatrischen Wohnheim mitten in einer norddeutschen Großstadt.
Ihr Zimmer ist knapp 25 qm groß. Es gibt dort, vom Wohnheim eingerichtet, ein Bett, ein Esstisch und zwei Stühle, ein Sideboard auf dem ein Wasserkocher steht, einen Kühlschrank und einen großen Kleiderschrank. Katharina hat viele Bücher, die im Bücherregal und überall im Zimmer zu finden sind. An den Wänden hängen Zeichnungen und Bilder, die sie selbst gefertigt hat und handschriftliche Zitate aus Büchern. Auf der Etage lebt sie mit noch sechs weiteren Bewohnern zusammen, die die kleine Küche und das Duschbad mit Toilette gemeinschaftlich nutzen. Im Wohnheim gibt es fünf Etagen, es leben hier 57 Menschen mit psychischen Problemen.
Nach Katharinas Erinnerung ist sie im Kindergartenalter das erste Mal erkrankt, sie soll Stimmen gehört haben. Im Teenageralter kam es zur ersten psychiatrischen Behandlung. Seitdem war sie dreimal in einer psychiatrischen Klinik, das letzte Mal vor zehn Jahren. Zurzeit hat sie einmal im Vierteljahr einen Nervenarzttermin im Wohnheim. Oft reicht das Katharina aber nicht, gerade hat sie sich zwischendrin Hilfe direkt in der Praxis geholt. Im Wohnheim gibt es eine Bezugstherapeutin, mit der sie regelmäßige Gespräche führt. Seit fünf Jahren nimmt sie am Programm einer Tagesstätte teil.
Katharina besuchte eine Realschule erfolgreich, begann anschließend eine Ausbildung zur Sozialassistentin, musste das erste Jahr wiederholen, hat dann aber die Ausbildung abgebrochen. Seitdem gibt es Betätigungen in betreuten Zusammenhängen. Zwei Jahre WfbM, ein Jahr ambulante Arbeitstherapie, aktuell bietet die Tagesstätte ihr Tagesstrukturierung.
Katharina finanziert sich über Grundsicherung, sie erhält € 300 Taschengeld im Monat, von dem sie auch das Essen, Kleidung und Handy bezahlen muss, Wohnkosten übernimmt das Sozialamt. Sie benutzt den ÖPNV, hat eine Monatskarte, die von den Eltern finanziert wird. Sonst ist sie viel zu Fuß unterwegs. Einen PC kann Katharina bei den Besuchen im Elternhaus nutzen. Im Wohnheim gibt es ein hauseigenes WLAN über das sie mit dem Smartphone das Internet empfangen kann. Katharina ist bei Facebook angemeldet, und benutzt WhatsApp.