Lackinger, F.; Dammann, G.: Besonderheiten der Behandlungsbedingungen bei der übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP) persönlichkeitsgestörter Delinquenten – Einzelartikel aus R&P 3/2005
Es entspricht einer offenbar bereichs- und schulenübergreifenden Erfahrung in der Psychotherapie, dass Patienten, die in hohem Maße zu Impulsivität und zum Agieren innerer Konflikte neigen, auch gefährdet sind, die Rahmenbedingungen ihrer Therapie zu sprengen und sich dadurch selbst zu gefährden. Daraus wurde von verschiedenen Seiten die Notwendigkeit abgeleitet, entscheidende Rahmenbedingungen und Therapieregeln »vertraglich« zwischen Patient und Therapeut zu vereinbaren. Diskussion und Einigung auf bestimmte Standards und Regeln in Bezug auf die geplante Therapie scheint die Fähigkeit dieser Patienten zu verbessern, in Therapie zu bleiben und von dieser zu profitieren. In der vorliegenden Arbeit wird die Vorgehensweise in Bezug auf therapeutische Vereinbarungen in der Übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP – transference focused psychotherapy) nach Clarkin, Kernberg und Yeomans ausführlich dargestellt. Es wird erläutert, wie die forensische Psychotherapie begonnen hat, sich für TFP zu interessieren und diese bei delinquenten Patienten anzuwenden. Das Besprechen und Erarbeiten eines Therapievertrages mit forensischen Patienten weist einige Besonderheiten gegenüber den üblichen »Vertragsverhandlungen« als Vorbereitung einer nicht-forensischen übertragungsfokussierten Psychotherapie auf. Diesen Besonderheiten wird nachgegangen, wobei insbesondere das Versäumen von Therapiesitzungen, das Agieren außerhalb der Therapie, das Trivialisieren und die Thematisierung des Deliktes als vertragsrelevante Themen besprochen werden. ...