Soziale Not und Seelische Gesundheit – SoSe 2020

Armut und Einsamkeit bestimmen mit, wie häufig und schwer Menschen psychisch erkranken, ob und wie sie genesen. Urbanes Leben kann seelisch belasten. Muss Stadtplanung von psychiatrie-erfahrenen Menschen lernen? Brauchen wir ein Ministerium für Einsamkeit wie in England? Kann materielle Grund-sicherung wirksame psychische Prävention bedeuten? Kann Peer-Support auch Menschen mit sozialen Problemen helfen? Brauchen wir ein Recovery- bzw. Empowerment-College?


Urbanität und psychische Erkrankung

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Gast: Prof. Dr. Hans-Joachim Salize, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim.

Macht das Zusammenleben auf engem Raum krank? Welche Faktoren belasten uns? Wie können wir auch in Großstädten seelisch gesund bleiben? Was muss Stadtplanung von psychisch sensiblen Menschen lernen?

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Stigmaresistenz

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Digitaler Dialog von Prof. Dr. Thomas Bock mit Dr. Candelaria Mahlke und Gwen Schulz, alle Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Das nach wie vor vorhandene Stigma psychischer Erkrankung wird nicht selten in einer Selbststigmatisierung vorweggenommen. Die erlebte Tabuisierung führt zu einer fremdbestimmten Geheimhaltung. Die bewusste Auseinandersetzung mit dem Verständnis psychischer Störungen in Gesellschaft und Psychiatrie soll zu einer selbstverantworteten Entscheidung führen. Dieser Prozess fördert Stigmaresistenz. Berichtet wird von bisherigen Erfahrungen, theoretischen Voraussetzungen und praktischen Zielen eines neuen Projekts von „Irre menschlich Hamburg e.V.“ für junge Menschen, die selbst Krisenerfahrung machen. Diskutiert wird auch über die gesellschaftspolitischen Voraussetzungen von Toleranz und Solidarität und über die Chancen, die darin stecken, dass äußere Katastrophen/Sorgen (Umwelt, Frieden, Corona) uns alle betreffen.

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Empowerment-College

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Digitaler Dialog mit Monika Möhlenkamp, FOKUS – Zentrum für Bildung und Teilhabe Bremen.

Menschen mit Krisenerfahrung sind hilfreich – über den Kontext der Psychiatrie hinaus. Das Empowerment College unterstützt Menschen in ihrem Recoveryprozess – Krisenerfahrene, Angehörige, Fachkräfte – und ist offen für den Stadtteil. Gemeinsame Bildungsangebote von und für Alle können helfen gesund zu bleiben und zu werden. Können damit niedrigschwellig soziale Räume von Betroffenen mitgestaltet werden? Ist das eine Herausforderung auch für Hamburg?

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Neue Wege in der Wohnungslosenhilfe – Bedeutung von Peer-Support

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Digitaler Dialog mit Andrea Pilgerstorfer und Christopher Labenbacher, Neunerhaus –
Hilfe für obdachlose Menschen, Wien
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Peer-Arbeit ist auch im Vorfeld und außerhalb der Psychiatrie gefragt. 2018 begann die Wiener Wohnungslosenhilfe ein Projekt zur Entwicklung eines Peer Lehrgangs, seither hat sich viel getan. Ein Bericht über den Implementierungsprozess der Peers in der Wiener Wohnungslosenhilfe – von der Ausbildung bis zum Arbeitsplatz – und über neue Entwicklungen in Österreich.

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Eigensinn und Psychose – 40 Jahre lang

Darja Simon, Blog mindbrainforum.de, im Dialog mit Prof Dr. Thomas Bock, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Aus anthropologischer Sicht bedeuten Psychosen ein existentielles Ringen um Eigenheit und Sinn. Die Sinne gehen eigene Wege. Nicht nur die psychotischen Symptome/Erfahrungen können einen eigenen Sinn haben, auch der besondere Eigensinn hat eine subjektive Bedeutung. 

Diese Sichtweise ist aus dem Trialog erwachsen, wirkt der Selbst- und Fremdstigmatisierung entgegen, hat Konsequenzen für Bewältigungsstrategien und Therapie. Im Gespräch mit Darja Simon vom Blog Mind-Brain-Forum wirbt Thomas Bock für diese Sichtweise – verbunden mit einem Rückblick auf 40 Jahre Psychiatrie. Das Gespräch verknüpft persönliche und fachliche Fragen, psychologische und politische Themen.

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Buchtipps

Alle, die bei den angesprochenen Themen und dem Thema »Anthopologische Psychiatrie« noch weiter in die Tiefe wollen, möchten wir folgende Bücher ans Herz legen:


Common sense und Verrücktheit im sozialen Raum – Entwurf einer phänomenologischen Sozialpsychiatrie

»Mich hat das Buch, welches ich von A bis Z aufmerksam gelesen habe, durchweg sehr beeindruckt und bereichert. Ich vermute, dass es sich in Bezug auf die anvisierte Thematik im philosophisch-phänomenologischen Bereich als grundlegend erweisen wird.«

Luc Ciompi

Samuel Thoma entwirft einen phänomenologisch-anthropologischen Grundriss der Psychiatrie und beleuchtet das Zusammenspiel von Common Sense, Verrücktheit und sozialem Raum.

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Normalität – Die ungezähmte Kategorie in Psychiatrie und Gesellschaft

Asmus Finzen zeigt auf, wie sehr die Vorstellungen sowohl in der Gesellschaft als auch in psychiatrischen Argumentationen zutiefst von Normalitätsannahmen geprägt sind. Von der Soziologie ausgehend, arbeitet er sich über unser Verständnis von Gesundheit und Krankheit vor zur Psychiatrie – erhellend, gründlich, manchmal angriffslustig.

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Recovery und Empowerment

Die Konzepte von Empowerment und Recovery sind in der psychiatrischen Arbeit inzwischen fest verankert. Die aktualisierte und überarbeitete Neuausgabe bietet Fachpersonen kompaktes Wissen und praxisnahes Know-How mit zahlreichen Fallbeispielen und Übungen zur Selbstreflexion.

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Eigensinn und Psychose – »Noncompliance« als Chance

Thomas Bock erzählt in diesem Buch Geschichten von eigensinnigen Patienten – er berichtet von kreativen Wegen des Zugangs zu jungen Ersterkrankten und zu langfristig Psychoseerfahrenen. Sein Credo: Gerade von eigensinnigen Patienten können wir viel lernen über die Bedeutung von Psychosen, die notwendigen strukturellen Veränderungen der Psychiatrie, über angemessene Beziehungskultur.

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Hard to reach – Schwer erreichbare Klientel unterstützen

In der psychosozialen Arbeit berichten Mitarbeitende immer wieder von Systemsprenger*innen, die Hilfeangeboten mit ablehnendem oder übergriffigem Verhalten begegnen: Sie sind »hard to reach«. Expert*innen analysieren die prekäre Versorgungssituation der Klientel und erörtern Strategien für die individuell passende Unterstützung.

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EX-IN Genesungsbegleitung – Erfahrungsberichte aus der Praxis

In diesem Buch reflektieren EX-INler*innen, die in verschiedenen ambulanten und stationären Kontexten der Psychiatrie arbeiten, den Rollenwechsel von Nutzenden zu psychiatrieerfahrenen Kolleg*innen und vermitteln Denkanstöße, spannende Einblicke und vielfältige Impulse sowohl für Leitungskräfte und Mitarbeiter*innen als auch für Psychiatrieerfahrene mit Interesse an der Ausbildung.

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