25. Mai 2020 - 26. Mai 2020 | Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V. (EWDE), Caroline-Michaelis-Str. 1, 10115 Berlin | 13:00 - 15:30 Uhr

»Unsere Welt ist unübersichtlicher und widersprüchlicher geworden: Welche Werte und Visionen sollen eigentlich prägend für das Zusammenleben sein? Viele Menschen orientieren sich an Werten wie Respekt vor der Individualität des Anderen, engagieren sich für den sozialen und familiären Zusammenhalt, für gelingende Nachbarschaft und eine gerechte und ökologische Welt. Gleichzeitig beobachten wir einen wachsenden und bisweilen aggressiven Drang zur Selbstbehauptung, zur Verteidigung des angeblich Eigenen gegen das Fremde, des Bestehenden gegen den Wandel, zur Gewalt gegen anders Denkende und Lebende. Populistische Forderungen stoßen auf offene Ohren, obwohl die meisten Menschen spüren, dass die Dinge nicht so einfach sind. Die Spannung zwischen Bürgerprotest – wie etwa gegen den Klimawandel – und Populismus hinterlässt deutliche Spuren im Politikgefüge und spaltet die Gesellschaft. Diskriminierende Unterscheidungen zwischen Deutscher und Migrant, reich und arm, gesund und krank, arbeitsmarktfähig und -nichtfähig rücken zunehmend in den öffentlichen Diskurs. Was heißt das für psychisch beeinträchtigte Menschen und die Sozialpsychiatrie? Häufig auch betroffen von Erkrankung, Armut, Wohnungslosigkeit oder fehlendem Zugang zum Arbeitsmarkt ist diese Gruppe in der Bevölkerung besonders gefährdet, unter die Räder zu geraten. Hierzu trägt bei, dass die Psychiatrie, trotz aller Öffnung und Teilhabediskussion, für die meisten Menschen eine fremde Welt geblieben ist. Während auf der einen Seite psychische Probleme öffentlich stärker diskutiert werden und mehr Menschen sich mittlerweile zu solchen Problemen in bestimmten Lebensphasen bekennen, bestehen auf der anderen Seite Vorurteile gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen, insbesondere was das Gewaltrisiko, Kosten für das Sozial- und Gesundheitssystem sowie die Möglichkeiten der Betroffenen, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten; angeht. Gleichzeitig gibt es aber auch zahlreiche Beispiele dafür, wie gerade das Engagement von Psychiatrieerfahrenen und deren wachsende Beteiligung auf allen Ebenen die Kultur des Umgangs in der Psychiatrie verändern kann.

In diesem widersprüchlichen Feld muss sich die Sozialpsychiatrie positionieren und die Betroffenen, die sich auch öffentlich artikulieren, würdigen und stärken, sowie Partei ergreifen für die, die ansonsten sprachlos bleiben. Sie kann sich dabei nicht außerhalb des gesellschaftlichen Diskurses stellen, sondern muss sich einmischen und Räume bieten, in denen für ein solidarisches Miteinander, das selbstverständliche Grundrecht auf Selbstbestimmung – unabhängig von irgendeiner persönlichen Einschränkung – und die Vielfalt menschlicher Existenz gestritten wird. Das alles ist für sozialpsychiatrisch Tätige nicht selbstverständlich. Wir wollen auf dieser Tagung zum Engagement ermutigen, auch konkret Möglichkeiten der Reflexion und der Praxis für ein solches Engagement aufzuzeigen und diese gemeinsam vor dem Hintergrund unserer unterschiedlichen Erfahrungen diskutieren. Die Vorträge bieten Ihnen Impulse, um Ihren Arbeitsalltag noch einmal neu zu reflektieren, und betten diesen ein in größere und widersprüchliche gesellschaftliche Zusammenhänge. Die Arbeitsgruppen zeigen Beispiele gelingender verbindender Praxis, die Mut machen, sich auch öffentlich gegen Spaltung und gegen Diskriminierung zu wenden. Sie stellen konkrete Möglichkeiten des Engagements vor und bieten den Diskussionsraum, um Chancen auszuloten, Hindernisse zu überwinden und auch die eigene Praxis selbstkritisch zu betrachten.«

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